Über den Tellerrand geschaut: Äthiopien-Workshop mit Marianne Siede begeistert Schülerinnen
Was haben Kichererbsen, das Amharische Alphabet und ein schwerer Eimer Wasser gemeinsam? Sie alle spielten eine Rolle in einem ganz besonderen Workshop, der am 25. Juni 2025 an der Gesamtschule Brühl stattfand. Marianne Siede, ehemalige Schülerin der Schule (Abiturjahrgang 2015), war zu Gast – heute Referentin im entwicklungspolitischen Bildungsprogramm "Bildung trifft Entwicklung" (BtE), das von Engagement Global im Auftrag des BMZ koordiniert wird.
Die Deutsch-Äthioperin, die mehrere Jahre in Äthiopien lebte und dort insbesondere in Projekten zur Stärkung von Frauen arbeitete, brachte nicht nur Fachwissen, sondern auch persönliche Erfahrungen mit. Für die 18 Schülerinnen der Jahrgänge 6 und 7, die im Rahmen des Freundschaftsprojekts mit der Dunga Comprehensive School in Kenia teilnahmen, wurde der Workshop zu einer spannenden Reise in ein Nachbarland ihrer Partnerschule.
Ursprünglich waren vier Stunden geplant – doch wegen Hitzefrei wurde das Programm auf drei Stunden komprimiert. Trotzdem war es kurzweilig, interaktiv und voller neuer Eindrücke. Marianne Siede vermittelte nicht nur geografisches und kulturelles Wissen über Äthiopien – von der Hauptstadt Addis Abeba über die Vielfalt der Ethnien und Sprachen bis hin zu Essgewohnheiten wie dem gemeinsamen Essen mit den Fingern von einer großen Platte. Übrigens: Wenn man sich besonders mag, dann füttert man sich sogar gegenseitig – in Äthiopien nennt man das gegenseitige Füttern "Gursha".
Die Schülerinnen lernten auch das Amharische Alphabet kennen und schrieben ihre Namen in der äthiopischen Schrift. Und sie erfuhren, wie anstrengend der Alltag von Mädchen auf dem Land sein kann, wo Mädchen einen großen Teil der Hausarbeit erledigen und oft stundenlang und kilometerweit bei sengender Hitze Wasser holen.
Diese Erfahrung machten die Schülerinnen selbst: Mit einem Eimer Wasser ging es vom Schulhof 3 zu Schulhof 1 und zurück – eine Strecke, die plötzlich ganz schön lang wurde. Der Eimer war am Ende nur noch halb voll – bei Temperaturen von über 30°C ein erfrischender und höchst spaßiger Nebeneffekt, der aber auch zum Nachdenken anregte: In Äthiopien wäre das ein echtes Problem.
Zum Abschluss wurde gemeinsam gekocht: Shiro, ein würziger, cremiger Kichererbseneintopf mit Kichererbsenmehl, Zwiebeln, Tomaten und der typischen scharfen Gewürzmischung Berbere. Statt des traditionellen Injera-Fladens gab es Wraps – und gegessen wurde natürlich mit den Händen. Nur wenige klagten: "Es ist viel zu scharf!" – der Rest war begeistert.
Der Workshop war ein echtes Highlight für die Schülerinnen der AG Nachhaltigkeit– erlebnisreich, kulinarisch und erkenntnisreich. Wann hat man schon die Gelegenheit, mit einer äthiopischen Expertin über den eigenen Tellerrand zu schauen?
Astrid Pfeifer
für die Schulprofilgruppe "Schule der Zukunft"