Emotionale Begegnung mit Afrika – NAFSI Africa Acrobats
Wieder einmal ist die Welt zuhause an der Gesamtschule Brühl. In diesem Jahr lud das Dunga-Brühl-Schulfreundschaftsprojekt die Künstlergruppe NAFSI Africa Acrobats/ Kids aus Kenias ein, die vom 26. bis zum 31. August 2019 zu Gast an unserer Schule waren - eine Begegnung der besonderen Art für unsere Projektgruppe, denn auch unsere Partnerschule in Dunga liegt in Kenia.
NAFSI bedeutet „Seele“ auf Swahili, neben Englisch die Amtsspreche Kenias. Und wahrlich besitzen die sieben Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 22 Jahren und ihr Begleiter Kenneth eine berührende Seele. Sie begeistern unsere Jugendlichen und Gastfamilien mit ihrer Lebensfreude und Spontanität. Da wo sie hinkommen, ist gleich Leben und Bewegung und Lachen und Freundschaftlichkeit im Raum.
NAFSI Africa Acrobats kommen aus Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Fast 7 Millionen Menschen leben im Großraum Nairobi – einer Stadt voller Gegensätze. Moderne Hochhäuser prägen das Stadtzentrum Nairobis. Nairobi ist die Boomtown Afrikas und das wichtigste Handelszentrum Ostafrikas. Doch die meisten Einwohner Nairobis sehen die Glitzerwelt nur von außen. Millionen Menschen leben unter erbärmlichsten Bedingungen in den Slums. Allein in den Slums Kibera und Mathare leben schätzungsweise 1,5 Millionen Menschen. Kibera ist der mit Abstand größte Slum ganz Afrikas. Auch die Kinder und Jugendlichen von NAFSI Africa Acrobats kommen aus Kibera oder vergleichbaren Slums und Ghettos. Wie ist es, in einem Slum als Kind geboren zu werden und dort aufzuwachsen? Ohne fließend Wasser und Toilette, ohne Strom, ohne Internet? Wie fühlt es sich an, wenn man jeden Tag Angst haben muss, mit knurrendem Magen ins Bett zu gehen? Wenn man Angst haben muss, dass das Geld nicht reicht, um am nächsten Tag in die Schule zu gehen? Von wie viel Euro pro Tag muss eine Familie im Slum leben oder sagen wir besser „überleben“?
Vor diesem Hintergrund kann man verstehen, warum es so wichtig ist, dass es Organisationen wie NAFSI Africa Acrobats gibt, die dort arbeiten und helfen, wo der Staat und die Politiker die Menschen längst vergessen hat. NAFSI setzt sich für die Kinder und Jugendlichem in den Slums ein und gibt ihnen eine Zukunftsperspektive. NAFSI stärkt das Selbstbewusstsein und den Lebensmut dieser Kinder, die unter diesen schwierigen Bedingungen im Slum aufwachsen. Denn die Kinder können bei NAFSI ihre Sorgen und Ängste des Slumlebens vergessen und endlich einmal sorgenfrei sein, endlich einmal Kind sein. Mit Trommeln, Tanzen, Musik, Yoga und Akrobatik vergessen die Kinder ihre Alltagsnöte und entwickeln Lebensfreude, Selbstbewusstsein, Disziplin und ihre ganz eigene Persönlichkeit, die sie stark macht für die Zukunft. Die Arbeit von Organisationen wie NAFSI dient unser aller Respekt und große Dankbarkeit, denn es ist eine wichtige Aufgabe, die sie übernehmen – eine Aufgabe, für die eigentlich der Staat verantwortlich wäre.
Sehr freundschaftlich und herzlich begegnen sich die kenianischen und deutschen Jugendlichen und Gastfamilien. Über die Tanz- und Akrobatik-Workshops in der Schule kommen sich die beiden Kulturen schnell näher, Vorurteile und Berührungsängste existieren nicht und es macht allen Jugendlichen sichtbar großen Spaß, sich zu schweißtreibenden Rhythmen bei schweißtreibenden Temperaturen zu bewegen.
In diesem Jahr präsentieren unsere Jugendlichen und NAFSI ihre Künste vor den Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 7 bis 9 im Tanzsportzentrum Brühl. Etwa 300 Schüler*innen und deren Lehrer*innen verfolgen interessiert und gebannt das abwechslungsreiche Programm. Auch dieses Mal stellen die Schüler*innen des Freundschaftsprojektes ihre Ergebnisse des Workshops mit NAFSI vor – verschiedene Tanz- und Akrobatiknummern, die sie tags zuvor einstudiert haben. NAFSI führt ein Theaterstück über den Klimawandel vor – „Die Wettervorhersage“. Auf ihre ganz eigene künstlerische Art erzählen sie dabei, wie sie in Afrika den Klimawandel erleben und spicken dabei ihre Performance mit komödiantischen Elementen, Tanz, Gesang und akrobatischen Stunts, die dem Publikum den Atem stocken lassen – auf diesem Gebiet sind die NAFSI´s einfach geniale Profis! Auch das Publikum wird noch einmal gefordert und einige von ihnen müssen auf der Bühne zusammen mit NAFSI Kunststücke, wie zum Beispiel Pyramiden, vollführen. In der anschließenden Fragerunde zeigen sich die Schüler*innen sehr interessiert und fragen neugierig über das Leben der jungen Akrobaten in Kenia. Und es zeigt sich: Trotz aller Schwierigkeiten sind diese jungen Menschen wie Gleichaltrige bei uns. Sie lieben es, Sport zu treiben, zu malen, Filme zu schauen, sich mit ihren Freunden zu treffen. Und sie sind glücklich, wie uns Kenneth bestätigt. Zum Glücklichsein bedarf es keines großen Hauses mit Pool, keines fetten Autos, nicht des hippsten Handys und nicht des neuesten Computergames. Glücklichsein ist eine Lebensaufgabe, eine Aufgabe, um die man sich jeden Tag neu bemühen muss. Es ist das wichtigste Gut in unserem Leben – Glücklichsein.
Fünf glückliche Tage verbringen NAFSI und unsere Jungendlichen und die Gastfamilien zusammen in Brühl. Unsere Gäste bestaunen den Prunk und Luxus im Schloss Augustusburg, klettern begeistert im Kletterwald Schwindelfrei, staunen vor der Größe des Kölner Doms und des Rheins und schlagen sich mit „Nyama choma und Ugali“ (gegrilltes Fleisch und Maisbrei) endlich einmal wieder mit kenianischem Essen den Bauch voll.
Ein Dank geht an NAFSI, an die tollen Gastfamilien, an Frau Mose, die NAFSI und uns alle mit ihrem leckeren kenianischen Essen verwöhnt hat, an Familie Lüdtke-Glock für die geniale Gartenparty, an den Kletterwald Schwindelfrei, an die Raiffeisenbank und Kreissparkasse Brühl für die finanzielle Unterstützung.
Zum Artikel des Kölner Stadtanzeigers
(Astrid Pfeifer)
Fotos: Höhne, Pfeifer, Sievers